Epilepsie

Was ist Epilepsie und was passiert bei Betroffenen?

Veröffentlicht am 14.02.2022

Nicht von ungefähr gilt Epilepsie als Krankheit der tausend Namen. Kaum eine andere Krankheit hat so eine lange und wechselvolle Geschichte. Schon in der Antike zur Zeit von Hippokrates, dem Urvater der Medizin, wurde sie als Erkrankung durch körperliche Ursachen erkannt und mit dem altgriechischen Wort für «Angriff, Überfall» (Epilepsis) bezeichnet. Ganz anders dann im Mittelalter. Dort schrieb man das «Dämonische Leiden» den überfallartigen Angriffen böser Geister zu, was bis zu Teufelsaustreibungen führen konnte. «Mondkrankheit» hiess die Krankheit in einer Zeit, in der Mondphasen für die Anfälle verantwortlich sein sollten. Erst ab dem 16. Jahrhundert ging die Wissenschaft der «Fallsucht» tiefer auf den Grund. Bis im späteren 19. Jahrhundert schliesslich wirksame Medikamente entwickelt werden konnten.

Wie ein Gewitter im Kopf

Epileptische Anfälle entstehen wie ein Gewitter im Kopf, das einem Blitzlichtgewitter gleicht. Sie werden von übermässig aktiven Hirnbereichen ausgelöst, deren Nervenzellen zu viele Signale senden. Durch die so entstehende Verwirrung kommt es zu unkontrollierten Reaktionen. Die Folge sind muskuläre Verkrampfungen und Zuckungen – einzelner Gliedmasse oder auch des ganzen Körpers. Dabei können diese Anfälle in vielen verschiedenen Formen auftreten, welche in Klassifikationen eingeteilt sind. Dazu gehören zum Beispiel Anfälle mit oder ohne Störungen des Bewusstseins.

Die Häufigkeit macht den Unterschied

Ein epileptischer Anfall bedeutet nicht gleich eine Epilepsie-Erkrankung. Erste einzelne Anfälle können in jedem Alter, oft schon im Kindesalter und besonders auch in höherem Alter, auftreten. Sie hinterlassen keine bleibenden Schäden und können für immer Einzelfälle bleiben, ohne sich zu wiederholen. Man geht davon aus, dass weltweit 10 von 100 Menschen solche einzelnen Anfälle erleben, ohne wirklich an Epilepsie zu erkranken oder erkrankt zu sein. Erst bei mehreren Wiederholungen ohne ersichtliche Auslöser handelt es sich um eine Epilepsie.

Noch weit mehr Ursachen als Namen

Die eine Epilepsie als solche gibt es nicht. Epileptische Anfälle haben zahlreiche Auslöser und eine Epilepsie hat viele Ursachen. Von symptomatischen Anfällen spricht man, wenn etwa Hirnschädigungen, Fehlbildungen oder Infektionen des Hirngewebes, Stoffwechselerkrankungen oder Hirntumore zugrunde liegen. Gelegenheitsanfälle dagegen können auf Fieberkrämpfe, Schlafmangel, Unterzuckerung, Psychopharmaka und Rauschmittel zurückgehen. Zu dieser Gruppe der Auslöser gehört auch Flackerlicht, das in Diskotheken üblich ist und durch seine optische Täuschung zuckender Körper diese Zuckungen geradezu provoziert.

Vom ersten Anfall zum normalen Leben

Gerade bei einer Epilepsie kommt der Anamnese, also der eingehenden Beleuchtung der Vorgeschichte, besondere Bedeutung zu. In welcher Situation ist der erste Anfall aufgetreten? Wie viele Anfälle hat es im Anschluss daran in welchen Abständen gegeben? Wie sind diese Anfälle verlaufen? Da sich Betroffene dabei oft nicht selbst wahrgenommen haben, sind es hier gerade auch unmittelbare Beobachter, etwa aus der Familie oder dem Freundeskreis, deren Aussagen nützlich sein können. Im Anschluss daran wird die Diagnose auf Blutuntersuchungen, Hirnstrommessungen und bildgebende Verfahren gestützt. Die medikamentöse Behandlung erfolgt durch die regelmässige Einnahme der individuell bestgeeigneten Antiepileptika, die ein normales Leben im Alltag ermöglichen.

Vorbeugen durch Vorsicht vor Gefahren

Menschen, deren Alltag stark von epileptischen Anfällen geprägt ist, sollten an Gefahrenquellen besondere Vorsicht walten lassen und am besten nicht allein sein. Dazu gehören zum Beispiel Treppenstürze und steiles Gelände. Auch Grillstellen und offenes Feuer bedeuten eine Gefahr bei unkontrollierten Bewegungen oder gar beim Fallen. Auch für Menschen, die Zeuge eines epileptischen Anfalls werden, gilt Vorsicht als oberste Regel. Sie sollten den Betroffenen möglichst nicht anfassen, um die Verkrampfung nicht noch zu verstärken, sondern beruhigend auf ihn einwirken. Ein epileptischer Anfall vergeht von selbst und dauert gewöhnlich nicht länger als fünf Minuten. Sollte er das dennoch tun, sind die rasche Gabe von Notfallmedikamenten und die Wahl der Notrufnummer notwendig.

Persönlichkeiten, die Mut machen

Epilepsie ist eine Erkrankung, die bei der richtigen medikamentösen Einstellung unser Leben nicht merklich beeinträchtigen muss. Das sieht man zum Beispiel an Alexander dem Grossen, der trotz seiner epileptischen Anfälle ein Weltreich erobern konnte. Cäsar, Hannibal und Napoleon gehörten dem gleichen Club an. In der Welt der Künste waren es keine Geringeren wie Beethoven, Schumann, Tschaikowsky, Michelangelo und Da Vinci. Und auch die Gehirne von Geistesgrössen wie Aristoteles, Pythagoras und Einstein blieben nicht davon verschont – und konnten doch ungemein klar denken.

Ob Sie selbst betroffen sind oder Menschen innerhalb der Familie – unsere Hausärztinnen und Hausärzte sind jederzeit für Sie da. Sie stützen Diagnosen, können Ihre Behandlungspläne überprüfen und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Vereinbaren Sie einfach einen Termin in Ihrer Praxis vor Ort.

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