Wenn Übergewicht krank macht
Was sind Ursachen, Beschwerden und wie behandelt man Adipositas
Veröffentlicht am 19.11.2021
Der moderne Lebensstil orientiert sich in vielen Bereichen an Bequemlichkeit und daran, Zeit zu sparen. Gegessen wird oft schnell im Stehen zwischen zwei Terminen oder – das komplette Gegenteil – ausgiebig und gemütlich abends auf dem Sofa. Dies kann langfristig zu Problemen führen, je nach individueller Veranlagung mehr oder weniger. Dazu gehören Einschränkungen des Bewegungsapparates, Verdauungsbeschwerden oder: Übergewicht.

Übergewicht und Adipositas
Wenn das Übergewicht krankhaft wird und einen bestimmten Wert überschreitet, spricht man von Adipositas (lat. adeps für «Fett»). Eine chronische Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung mit starkem Übergewicht, die auf einer übermässigen Vermehrung des Körperfetts beruht.
Normal-, Unter- oder Übergewicht eines Menschen werden in der Regel durch den Body-Mass-Index (BMI) angezeigt, welcher Körpergewicht und Körpergrösse miteinander ins Verhältnis setzt. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird von starkem Übergewicht mit unterschiedlichen Schweregraden gesprochen, wenn Erwachsene einen BMI ≥ 30 kg/m² haben.

Ein Rechenbeispiel:
Körpergrösse: 1,60 m gross, Körpergewicht: 125 kg.
125:1,6:1,6 = 48,8 kg/m²
Der BMI beträgt 48,8. Somit fällt diese Person in die Kategorie Adipositas Grad III, extreme Adipositas.
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Zudem spielt der Bauchumfang eine wichtige Rolle, speziell in der übergewichtigen BMI-Kategorie 25 bis 30 kg/m², um das Risiko von Folgeerkrankungen abschätzen zu können. Ab einem BMI von 35 kg/m² ist der Bauchumfang sowieso erhöht. Der normale Bauchumfang für Männer beträgt maximal 102 cm und bei Frauen maximal 88 cm. Bei einem zu hohen Bauchumfang steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Krebserkrankungen. Wichtig ist, dass man den Bauchumfang in der Gesamtschau des Menschen sieht und keinen absoluten Wert darstellt.
Wie entsteht Adipositas?
Bei den meisten Menschen ist Adipositas die Folge eines unausgewogenen Energiehaushalts: es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht. Überschüssige Kalorien werden vom Körper als Fett eingelagert. Dabei steht meist eine zu hohe Nahrungsaufnahme einer zu geringen körperlichen Aktivität gegenüber.
Eine Adipositas hat in der Regel mehrere Ursachen, die miteinander verknüpft sind. Neben der Ernährung und Bewegungsmangel können auch genetische Veranlagungen, Stoffwechselerkrankungen oder Einnahme bestimmter Medikamente für die Entstehung von starkem Übergewicht ursächlich sein. Darüber hinaus haben insbesondere soziale und emotionale Faktoren wie chronischer Stress und Schlafmangel einen Einfluss auf Entwicklung und Ausprägung der Krankheit. Inwiefern Adipositas ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt oder ein Risikofaktor für Folge- bzw. Begleiterkrankungen, wird - insbesondere bei den leicht übergewichtigen BMIs - kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass Übergewicht zu den Ursachen von Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Verkalkung der Herzkranzgefässe, Diabetes Typ 2, verschiedenen Krebserkrankungen sowie diverser orthopädischer und psychischer Leiden gehört.
Adipositas-Beschwerden: eine schwere Last
Übergewicht äussert sich durch diverse Allgemeinbeschwerden wie beispielsweise vermehrtes Schwitzen, körperliches Unwohlsein, fehlende Ausdauer, Kurzatmigkeit oder Gelenkprobleme. Aufgrund dieser Allgemeinbeschwerden ist die Lebensqualität bei starkem Übergewicht oftmals eingeschränkt. Ob Einkaufen oder ein Friseurbesuch – alles ist anstrengend und wird auf ein Mindestmass reduziert. Viele Betroffene leiden dazu unter den Reaktionen ihrer Umwelt, denn oftmals wird die Verantwortung für Übergewicht und Adipositas der Person und ihrem Verhalten zugeschrieben. Das Übergewicht wird als Ausdruck individuellen Versagens oder Willensschwäche gewertet. Eine zusätzliche Last für Betroffene.
Adipositas-Behandlung: das Gewicht in den Griff bekommen
Als Grundbehandlung bei Adipositas wird eine Änderung des Lebensstils angestrebt. Alle Massnahmen sollen die Motivation zur Erreichung einer höheren Lebensqualität fördern und nicht ausschliesslich zur Gewichtsabnahme dienen. Die Basis einer nachhaltigen Lebensumstellung ist meist eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Neben diesem Ansatz können für manche Betroffene auch eine zusätzliche OP oder bestimmte Medikamente in Betracht kommen.
1. Ernährungsumstellung
Die Ernährung ist der wichtigste Baustein einer Adipositas-Therapie. Wird dem Körper über die Nahrung weniger Energie zugeführt als er benötigt, muss er seine Reserven angehen. Eine erhöhte Selbstkontrolle des Essensverhaltens, kleinere Portionen sowie ein Verzicht auf zu kalorienreiche Speisen sind wichtige Ansatzpunkte bei der schrittweisen Neuorientierung der Ernährungsangewohnheiten. Abzuraten ist von einseitigen Diäten. Sie versprechen zwar einen kurzfristigen, aber nicht nachhaltigen Erfolg.


2. Bewegungstherapie
Neben der Ernährungsumstellung gehört die regelmässige Bewegung zu einem festen Bestandteil einer erfolgreichen ganzheitlichen Strategie. Wichtiger ist jedoch zu Beginn die Ernährungsumstellung, insbesondere bei starkem Übergewicht. Zu Beginn hat bereits eine moderate Zunahme der Bewegung positive Auswirkungen auf den Körper. Um ein hinreichendes Mass an täglicher Bewegung zu erreichen, sollten Menschen mit Übergewicht ihr Bewegungspensum im Alltag steigern. Individuell sollten alle Gelegenheiten zur Fortbewegung mit den eigenen Muskeln genutzt werden. Das bedeutet Treppensteigen, Radfahren, mehr Gehen. Wichtig ist, dass die Gewichtsreduktion nur zusammen mit der restriktiven Nahrungsaufnahme geschieht und nicht alleine durch die Bewegungstherapie. Bei ausgiebigem Sport besteht sogar die Gefahr, dass die Kalorienrestriktion öfters durchbrochen wird.
3. Verhaltenstherapie
Bei der Adipositas Verhaltenstherapie ist es wichtig, die Ursache für das Verhalten zu erkennen und negative Lebensumstände in der Gegenwart aktiv zu verändern. Systematische Techniken zur Verhaltensänderung unterstützen übergewichtige und adipöse Patient/innen darin, ihr Ess- und Bewegungs- sowie Gesundheitsverhalten so zu modifizieren, dass eine langfristig erfolgreiche Gewichtsabnahme sowie Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustandes möglich wird. Etablierte negative Verhaltensmuster sollen durch neue positive Massnahmen ersetzt werden.
4. Medikamentöse Therapie
Bei der medikamentösen Therapie der Adipositas waren die Möglichkeiten bisher sehr begrenzt. Zudem wiesen viele Substanzen gefährliche Nebenwirkungen auf, sodass sie wieder vom Markt genommen wurden. Sogenannte Inkretinmimetika, die seit Jahren bei Typ-2-Diabetes erfolgreich zur Blutzuckersenkung verwendet werden, zeigen zunehmende Effizienz bei der Gewichtsreduktion. Bei diesem hocheffektiven Arzneistoff, der auch als GLP-1-Rezeptoragonist bezeichnet wird, handelt es sich um synthetisch nachgebildete Darmhormone, die ein starkes Sättigungsgefühl vermitteln und die oft gestörten Stoffwechselprozesse normalisiert. Bei gleichzeitiger Diät und vermehrter körperlicher Bewegung konnten Gewichtsreduktionen um 10 Prozent des Körpergewichts erreicht werden.
5. Chirurgische Verfahren
Bei Menschen mit starker Adipositas kann ein chirurgischer Eingriff der Startschuss sein, um viel Gewicht zu verlieren und dies mit dauerhaftem Erfolg und einer nachhaltigen Reduktion des Risikos für Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes. Bei einigen Patient/innen wird der Magen verkleinert oder es werden «Umgehungsstrassen» (Bypässe) angelegt. Je nach Verfahren wird erreicht, dass weniger Nahrung aufgenommen wird, dass sich das Sättigungsgefühl eher einstellt oder die Nahrung nicht mehr vollständig vom Körper verwertet werden kann. Auf diese Weise verlieren operierte Patient/innen 60 bis 80 Prozent ihres Übergewichts. Ein Eingriff sollte in einem spezialisierten Zentrum, nur nach ausgiebigen Abklärungen und Gesprächen stattfinden. Zudem muss eine gute Begleitstruktur mit Ernährungsberater/innen während und nach dem Eingriff aufgebaut werden.
Risikofaktoren
- Genetische Faktoren
- Stoffwechselstörungen
- Ungesunder Lebensstil (Bewegungsmangel und Fehlernährung)
- Medikamente
- Psychische Probleme
Behandlungsmethoden
- Ernährungsumstellung
- Körperliche Aktivität
- Verhaltenstherapie
- Chirurgischer Eingriff
- Medikamente
Wenn Sie Fragen dazu haben oder selbst seit einiger Zeit Beschwerden haben, die einfach nicht besser werden, melden Sie sich gerne bei Ihrer Centramed Praxis vor Ort. Unsere Ärztinnen und Ärzte sind jederzeit gerne für Sie da.
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